Mittwoch, 9. März 2011

Wie viel doch Nichts sein kann

Spätestens in Texas beginnt die Landschaft, eintönig zu werden, flach und wenig bewachsen. In New Mexiko merkt man aber erst wirklich, dass man sich in einem wenig besiedelten Gebiet befindet: Die Strassen werden noch länger und gerader. Die Farben der Region werden nicht durch unterschiedliche Gewächse, sondern durch verschiedene Erdtöne und Gesteinsschichten bestimmt. Neben rotem Sand sieht man immer wieder gelbe Farbtöne, neben grauen Gesteinen dominieren braune Vorsprünge in den Ebenen New Mexikos. Bewuchert wird diese Landschaft von einzelnen, kurz wachsenden grünen Büschen, dürren Gestrüppen oder Distelpflanzen, die aus den flachen Gräsern herausstehen.
Zivilisation macht sich zwischen den einzelnen Siedlungen nur durch die Zäune bemerkbar, welche die verschiedenen Farmen voneinander abgrenzen - man darf sich eine Farm aber nicht herkömmlich vorstellen, mit Bäumen, einer Scheune, Feldern oder Traktoren. Diese Farmen hier bestehen lediglich aus einem unvorstellbar riesigem eingezäuntem Gebiet, auf dem irgendwo einzelne Rinder umherstreunen oder faul in der Sonne liegen. Der Farmer selbst kommt wahrscheinlich nur selten hierher, möglicherweise nur einmal im Jahr, um die Herden vom Pferd aus zusammen zu treiben und eine geeignete Auswahl für weitere Massnahmen zu treffen. Jedenfalls stellen wir es uns so vor. Man kann es sich nicht anders vorstellen, wenn man die Dimensionen der Gebiete mit eigenen Augen erfasst. Es muss einfach so sein...
Ab und zu stehen Windräder in der Landschaft und drehen sich gemächlich ihrem Verfall entgegen. Strommasten spannen dicke Kabel entlang der Strasse oder durch die Einöde und verbinden die einzelnen Städte und Siedlungen miteinander, die teilweise nur aus einer Tankstelle, zehn Fastfoodläden und fünf Motels bestehen. Und in dieser unwirklichen und mit unseren Dimensionen nicht vergleichbaren Landschaft fährt man dann, Stunde und Stunde, und blickt einem Busch nach dem Anderen hinterher. Es ist seltsam, aber genau diese Einöde unterhält beinahe mehr wie der Trubel mancher Städte. Man beginnt, in sich zu kehren und die Gedanken kreisen zu lassen, und bemerkt jede noch so kleine Veränderung im Landschaftsbild. Seltsamerweise entgeht uns gerade in den Städten unheimlich viel. Man verliert den Überblick, wird von Reizen überflutet und kann in der Hektik der Highways nicht schnell genug wichtig von unwichtig unterscheiden. Hier jedoch - hier wird die Reise auf das Wesentliche konzentriert, hier beginnt man, durch und durch zu Erleben und nicht einfach zu Durchleben, hier fängt man an, sich über das Jetzt und über den eigentlich Sinn von allem Gedanken zu machen. Und irgendwann merkt man, dass genau dies in diesem Moment der Sinn ist: Nicht mit seinen Sinnen zu konsumieren, sondern zu geniessen und zu entspannen. Und genau das ist es, was aus Nichts unheimlich viel machen kann.
New Mexiko ist genau jetzt unheimlich schön, obwohl es hier kaum etwas gibt. Wir werden euch weiter auf den neuesten Stand halten. ;-)





Wer denkt, dass es dort hinten am Horizont anders aussehen wird, der irrt: Es wird dort genauso weitergehen. Meile um Meile um Meile.


Eine Oryx-Gazelle in der Steppe New Mexikos. Diese Tiere sind eigentlich in Afrika beheimatet, haben sich aber nach dem fehlgeschlagenen Versuch einer Einwilderung im Jahre 1969 unkontrolliert vermehrt und breiten sich nun in Südamerika aus.




So sehen die Highways hier aus - keine Leitplanken, keine Raststätten. Wer hier nicht immer auf einen wenigstens halbvollen Tank achtet, kann schnell auf der Strasse landen!




 

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr beiden!

    Das sind doch mal fast typische Bilder, grad das erste :-) eine Straße, die scheinbar niemals endet und immer nur gerade aus führt :-) wie im Fernsehen!
    Liebe Grüße, Mike + Alex

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