Sonntag, 12. Dezember 2010

Wozu Street View gut sein kann...

Kontroverse um die Privatsphäre hin oder her. Wir haben es gewagt, die Gegend bei unserem Motel in Queens per Google Street View zu erkunden. Und man muss wirklich sagen, dass es sich in diesem Zusammenhang durchaus gelohnt hat.
Zunächst einmal waren wir wieder einmal überrascht, wie sehr sich die Fotos, die auf Internetseiten zu finden sind, von der Realität unterscheiden. Man kennt es ja auch von 5-Sterne-All-Inclusive Tempeln in den typischen Touristenregionen: Ein wenig an der Farbe des Bildes gespielt, den Kontrast erhöht, vielleicht ein paar Risse im Putz ausgeschnitten und schwupps ist die Täuschung perfekt. Zudem nimmt man natürlich nur das beste Foto aus der besten Perspektive während fantastischen Wetters her.
Google Street View hingegen bietet ein genaueres Bild der Realität, genauer als man es von den subjektiven Bewertungen auf Reiseportals erhalten könnte – plötzlich erkennt man den Alltag rund um die Unterkunft, bekommt ein Gespür für den gesamten Komplex und der Umgebung. Man sieht eine Momentaufnahme ungeschönter und völlig objektiver Lebensweise. In unserem Fall bedeutete dies, dass wir von unserem Motel plötzlich nicht mehr so angetan waren. Wir bemerkten nun die viel befahrene Straße direkt vor der Unterkunft, die vielen LKW`s, die unmittelbar vor den Zimmerfenstern fahren, die etwas – wie soll man sagen – ärmlichere Gegend, in der es sich befindet. Wir hatten zwar damit gerechnet, aber nicht in diesem Maße. Wir sahen in der Rundumsicht zerfallene Zäune, Müllhaufen, mit billigen Graffittis besprühte Garagen und einen lieblosen Schlafbunker, der sich Motel nennt. Was wir nicht sahen, waren Einkaufsmöglichkeiten oder Restaurants in der Nähe – nur Straße, Verkehr und Downtownidylle rund um das ganze Motel. Ein Burger King scheint das einzige Highlight zu sein.
Dann fingen wir an, die Straßen entlang zu „laufen“. Und hier erst bemerkten wir die immensen Entfernungen und die Abgelegenheit, in der wir uns befinden würden. Das Motel befindet sich immerhin 22 km von Manhattan entfernt! Aber erst bei Google Street View wurde einem das Ausmaß richtig bewusst. Die Vorteile, die uns Anfangs reizten (billig, Nähe zu unserem Ankunftsflughafen, man kann ja per Metro schnell nach Manhattan fahren) wurden schnell von den Nachteilen geschluckt. Wir würden abgelegen sein, nicht wirklich in der Nähe ausgehen können und einen weiteren Weg als gedacht zur nächsten Metrostation haben. Die Realität kann man nicht an Karten erkennen. Man muss sie „erleben“.
Was also tun? Eine kurze Nachforschung ergab, dass man die Buchung ohne Gebühren stornieren kann – dies scheint in New York (in den USA?) üblich zu sein. Eventuell würden wir doch noch etwas anderes finden?
Stundenlange Recherche am nächsten Tag folgte. Sämtliche Buchungsportale wurden durchforstet. Ich hatte an diesem Mittag Kurzarbeit und verbrachte die ganze Zeit nur mit dem Suchen nach günstigen Alternativen, die sich näher an Manhattan und Ausgehmöglichkeiten befinden würden. Kein Ergebnis.
Caro kam nach Hause und führte die Suche fort. Auch kein Ergebnis. Alles entweder viel zu teuer, genauso abgelegen, oder ausgebucht. Wir würden anscheinend mit dem Motel klarkommen müssen. Vielleicht hatten wir uns ja auch nur zu stark in die Sache gesteigert und es ist gar nicht soooo übel?

Dann aber, zwei Tage später an meinem Geburtstag, googelte ich nochmal abends los. Das Thema liess mir keine Ruhe. Und plötzlich - der Fund! Ein Hotel der Best Western Kette in Brooklyn, gleich in der Nähe der Brooklyn Bridge und nur noch 4 km vom Stadtzenrum Manhattan entfernt! Wieder wurde Street View aktiviert, und die Gegend sah doch schon viel besser aus: Restaurants, Shops, ja es befand sich sogar Leben in Form von Menschen auf den Straßen. Der Prospect Park befindet sich direkt nebenan und die nächste Metrostation in unmittelbarer Reichweite, nur ca. 100m entfernt...aber das Beste kam erst noch: Als ich dann das Hotel nochmal googelte, kam heraus dass es erst im November 2010 erbaut wurde! Es hat einen tollen Fitnessraum, moderne Zimmer, gute Urlauberbewertungen. Was will man mehr?
Es wurde gar nicht lange gezögert - Hotel in Brooklyn zum selben Preis wie das Motel am JFK gebucht, dieses storniert, fertig.

Voher in Queens:


Nachher in Brooklyn, zum selben Preis und näher an Manhattan:

 

Goodbye Queens, welcome Brooklyn!

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