Donnerstag, 2. Juni 2011

Freuden und Aengste

Ich fass es nicht: Ich sitze hier doch tatsaechlich in einer Kueche! 
Und wenn ich Kueche sage, meine ich auch Kueche - mit Herdplatten, einer Kaffeemaschine, Spuelmaschine, einem grossen Kuehlschrank, einem richtigen Tisch und schoenen Stuehlen...vor mir eine Tasse wohlschmeckender Kaffee, und in meinem Magen schon laenger kein Fastfood mehr.
Ja, wir sind bei unseren Freunden in Boston angekommen, und fuehlen uns hier richtig wohl! Caro ist gerade mit Nelli und ihren Kindern auf dem Spielplatz, waehrend ich mich hier in aller Ruhe entspannen kann...herrlich! Die Zeiten unendlich weiter Fahrten scheinen meilenweit entfernt.
Ist ja auch so. 

Und dabei schien gestern der Weltuntergang nahe: Nach einem Besuch im Museum of Science und des Filmes "Tornado Alley" liefen wir den Charles River entlang "nach Hause", als sich langsam aber sicher der Himmel verdunkelte. Dicke Wolken schoben sich ueber die Stadt, der Wind nahm merklich zu, die Baeume fingen an zu rascheln und sich zur Seite zu biegen. Tropfen fielen vom Himmel. Erst wenige, dann immer mehr. Und schliesslich - Blitze! Zuckende Blitze, direkt ueber uns, vor uns, hinter uns...der Himmel leuchtete nur so vor Elektrizitaet, man konnte die Spannung foermlich spueren. Und wir mittendrin, immer schneller laufend, um endlich im warmen Heim unserer Freunde anzukommen...
Nach einiger Zeit hatten wir es dann auch geschafft - endlich in Sicherheit. 
Ich scherzte noch zu Nelli: "Sturm ueber Boston! Und das nachdem wir den Film Tornado Alley gesehen haben!", da antwortete sie nur mit: "Wir haben auch eine Tornadowarnung in Boston, bis heute Abend um 8 Uhr!". "Nein!?". "Doch!".
Da waren sie also wieder. Unsere Tornados. Und wir dachten, wir waeren draussen aus dem Gebiet. So kann man sich taeuschen...

Abends sassen wir dann zusammen und redeten - schoen, sich mal wieder auf Deutsch unterhalten zu koennen. Wir Maenner hatten uns ein gutes Samuel Adams geoeffnet, die Kinder schliefen bereits, man konnte sich ueber die Erfahrungen in den USA austauschen - was sehr interessant war, denn obwohl wir alle lange Zeit hier verbracht haben, konnten Nelli und Alex ganz andere Eindruecke sammeln als wir (und umgekehrt). Der Grund des Aufenthaltes ist eben einfach verschieden, und so haben wir uns in dieser Hinsicht prima ergaenzt...
Und gerade, als es so richtig bequem war, ein helles Leuchten draussen vor den Fenstern, dann ein Knall, und schliesslich - Dunkelheit. Die Lichter waren aus. Das Haus - stockfinster. Draussen blitzte es weiter und erleuchtete unsere Gesichter ab und zu fuer kurze Zeit. Der Wind ruettelte an den Fenstern, in der Ferne waren Sirenen zu hoeren. Ansonsten war es still. Und wir standen da.
Nach kurzer Zeit hatten wir uns wieder gefasst, und mir fiel wieder die Taschenlampe ein, die wir im Yellowstone Nationalpark im Schnee gefunden hatten. Caro hatte sie in ihrer Tasche, und die war zum Glueck ganz in der Naehe. Also ging es mit Taschenlampe bewaffnet hinab in den duesteren Keller Richtung Sicherungskasten...eine gruselige Angelegenheit kann das sein, wenn es draussen stuermt. Am Sicherungkasten angekommen - keine einzigste Sicherung war draussen. Hm...eventuell doch ne groessere Sache?
Oben wieder angekommen verriet uns ein Blick nach draussen, dass es anscheinend wirklich keinen Strom mehr gab: Alles war duester. Die Haeuser wurden nur schemenhaft durch die Blitze beleuchtet, der Wind pfiff immer noch immens, der Regen prasselte auf die Strassen....wie war das mit dem Tornado nochmal?

Mit der Zeit landeten wir dann wieder bei Kerzenschein im Wohnzimmer, liessen den Sturm Sturm sein und plauderten weiter...der Tornado schien auszubleiben (?), so ein Unwetter kann ja auch ganz gemuetlich sein, und am naechsten Tag lief wieder alles seinen gewohnten Gang... :-)

Und ich? Ich hab jetzt langsam keinen Bock mehr auf diese ganzen Tornadogeschichten...

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